MARK CAVENDISH – AUF DER JAGD NACH DEM TOUR-REKORD
Vorname: Mark Simon
Nachname: Cavendish
Nationalität: Großbritannien
Alter: 38 Jahre alt
Geburtsdatum: 21-05-1985
Geburtsort: Douglas, Isle of Man
Spitznamen: Kanonenkugel, Manx Missile
Mark Cavendish ist eine lebende Rennfahrerlegende. Ein reiner Sprinter, der fast alle seine Siege auf der Straße im Massensprint errang. Ein Fahrer, der bei fast allen Radsportfans Emotionen auslöst. In den Augen vieler ein Trottel, in den Augen anderer ein emotionaler, freundlicher und unaufgeregter Typ. Es gibt kaum jemanden, der keine Meinung über die Sprintbombe aus Manx hat. Doch abgesehen von seiner freimütigen Art ist Cavendish zweifellos einer der besten, für viele sogar der beste Sprinter, den es je gegeben hat. Er gewann (bisher) vierunddreißig Etappen bei der Tour de France, siebzehn Etappen bei der Italien-Rundfahrt und drei Etappen bei der Spanien-Rundfahrt. Darüber hinaus gewann er Mailand-Sanremo, dreimal den Scheldeprijs, zweimal Kuurne – Brüssel – Kuurne und wurde Straßenweltmeister. Mit insgesamt 162 UCI-Siegen liegt Cavendish in der ewigen Rangliste der Siege an dritter Stelle. Dass er noch einen Sieg vom zweiten Platz entfernt ist, den derzeit Mario Cipollini innehat, ist für ihn – neben der Rekordzahl an Etappensiegen bei der Tour – zweifellos eine zweite Motivation, noch ein Jahr weiterzufahren.
"Rekorde und Vergleiche mit der Vergangenheit erweisen sich dann doch als wichtig"
Rekorde erweisen sich dann doch als wichtig
Mark Cavendish ist der lebende Beweis dafür, dass Lebensläufe, Rekorde und Vergleiche mit der Vergangenheit im Sport eine Rolle spielen. Wie sonst lässt sich sein enormer Ehrgeiz erklären, den Rekord von Eddy Merckx zu brechen – immerhin 34 Etappensiege bei der Tour – und alleiniger Rekordhalter zu werden? Es würde Cavendish sehr viel bedeuten, auch wenn er selbst sehr genau weiß, dass Merckx nie versucht hat, einen Siegelrekord in Sachen Etappensiege aufzustellen. Was wäre, wenn Eddy sich das einmal zum Ziel gesetzt hätte und mit diesem Ehrgeiz noch ein bisschen weiter gefahren wäre? Dann gäbe es jetzt wahrscheinlich eine 4 als erste Marke statt einer 3.
Vom Bahnradsportler zum Straßenradsportler
Cavendish wurde 2005 Radprofi und kann wirklich als “Bahnprodukt” bezeichnet werden, da er auf der Bahn ausgebildet wurde. In der Jugend errang er zahlreiche Siege auf der Bahn. Außerdem wurde er 2005, 2008 und 2016 Weltmeister im Mannschaftsrennen. 2005 fuhr er mit Robert Hayles zusammen, 2008 und 2016 mit Sir Bradley Wiggins. Auf der Straße gewann der damals erst 21-jährige Cavendish bereits 2007 den Scheldeprijs. Er schlug die damalige Sprintbombe Robbie McEwen, was das erste Anzeichen dafür war, dass er eine große Karriere vor sich hatte.
Im Jahr 2008 wurde deutlich, dass er der schnellste aller Sprinter geworden war. Bei der Italien-Rundfahrt konnte Cav zwei Etappen gewinnen und bei der Tour de France gewann er viermal den Massensprint, bevor er den Start der fünfzehnten Etappe (einer Alpenetappe) verpasste.
Im Jahr 2009 gewann Cavendish als 23-Jähriger Mailand-San Remo. Am 25. September 2011 wurde Cavendish in Kopenhagen Straßenweltmeister. Auf dem fast flachen Kurs schlug er Matthew Goss , André Greipel und das gesamte Feld im Massensprint. Damit ist er nach Tom Simpson im Jahr 1965 erst der zweite britische Straßenweltmeister. Die Tatsache, dass Cav 2016 auch eine olympische Silbermedaille im Omnium gewann, wird in Belgien manchmal einfach vergessen, aber das unterstreicht den Championstatus der Kanonenkugel besonders.
So schwer fällt der Abschied
Wegen der Corona-Epidemie gab es 2020 nur wenige Rennen. Im Alter von 35 Jahren konnte Cavendish keinen neuen Vertrag mehr bei seinem Arbeitgeber Bahrain-McLaren erhalten. In Gent-Wevelgem, seinem letzten Rennen für Bahrain-McLaren, schloss sich Cavendish den Ausreißern des Tages an, um noch einmal ins Rampenlicht zu kommen. Nach der Zielankunft sagte er unter Tränen: “Das könnte das letzte Rennen meiner Karriere sein.”
Doch Patrick Lefevere sah seine Chance gekommen, Cavendish noch einmal zu Höchstleistungen zu treiben. Patrick bot Mark einen Einjahresvertrag bei Deceuninck-Quick-Step an und das, was außer Lefevere niemand mehr von ihm erwartete, trat ein. Bei der Türkei-Rundfahrt 2021 gelang es Cav, seine ersten Siege seit drei Jahren zu erringen, wobei er gleich vier Etappen gewann – ein Vorbote dessen, was noch folgen sollte. Der inzwischen 36-jährige Cavendish, der bei Omega Pharma-Quick-Step wiedergeboren wurde, gewann auch vier Etappen und das Grüne Trikot bei der Tour de France 2021. Damit erhöhte er die Gesamtzahl seiner Siege bei der Tour de France auf 34 und stellte damit den Rekord von Eddy Merckx ein.
Er erhielt einen neuen Vertrag für 2022, wurde aber in Lefeveres Team als Sprinter für die Tour von Fabio Jacobsen bevorzugt. Cavendish war sehr enttäuscht, dass er Merckx’ Rekord nicht würde brechen können, und begann am Ende der Saison, sich nach einem neuen Team umzusehen. Der Traum, selbst Rekordhalter zu werden, ließ ihn offensichtlich nicht los. Erst Mitte Januar 2023 bot das Team Astana Qazaqstan dem britischen Meister einen Vertrag für eine Saison an. Seinen ersten und einzigen Sieg in der Saison 2023 errang Cavendish auf der Schlussetappe des Giro d’ Italia, bei dem er zuvor angekündigt hatte, dass er am Ende der Saison als Radprofi aufhören würde…
Bei der Tour de France, bei der Cav seinen 35. Etappensieg anstrebte, schlug das Schicksal zu, und zwar bei seiner letzten Tour. Er stürzte auf der achten Etappe und musste die Tour mit einem Schlüsselbeinbruch verlassen. Der Drang, den Rekord von Eddy Merckx zu brechen und alleiniger Rekordhalter zu werden, war/ist jedoch immer noch zu stark, und Ende 2023 kam die Nachricht, dass er 2024 im Astana-Team einen weiteren Versuch unternehmen wird, den Tour-de-France-Etappenrekord zu brechen. Bis dahin wird Mark Cavendish 39 Jahre alt sein. Wird es ihm gelingen, den Drang/Traum, nur noch Rekordhalter zu werden, zu verwirklichen?
Antwort im Juli dieses Jahres, wir freuen uns schon jetzt darauf….
Text: Patrick Van Gansen
