GRAVEL FAHREN WIRD BLEIBEN
Das gilt übrigens auch für die UCI, die 2022 zum ersten Mal die Gravel World Series und eine echte Weltmeisterschaft in der italienischen Region Venetien ausrichtet. Die Europameisterschaft war mit dem Sieg des Heimfahrers Jasper Stuyven und den Ehrenplätzen für Tim Merlier sowie Gianni und Florian Vermeersch ein großer Erfolg für unsere Landsleute. Das verheißt Gutes für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr.
Durch die grüne Landschaft des Brabanter Waldes
Nicht umsonst darf Flämisch-Brabant nach einer sehr erfolgreichen Weltmeisterschaft auf der Straße 2021 erneut Gastgeber für den Kampf um das Regenbogentrikot sein. Immerhin ist es die Schotterhalle von Flandern. Nicht weniger als fünf verschiedene Schotterstrecken wurden dort für die Liebhaber angelegt. Obwohl die Einzelheiten der Weltmeisterschaftstrecke noch nicht bekannt sind, sieht sie im Großen und Ganzen wie folgt aus.
Vom Start in Halle bis zum Ziel in der Provinzhauptstadt Leuven durchqueren die Fahrer die wunderschöne grüne Landschaft der Brabantse Wouden von West nach Ost. Nach dem Start fahren die Fahrer zunächst eine Schleife in der Umgebung. Dann geht es über den Hallerbos und den Zoniënwoud zum Meerdaalwoud. Dort werden mehrere Schleifen absolviert, bevor die Strecke in Leuven endet.
Erkunden Sie die Strecke selbst
Schon vor der Weltmeisterschaft können Sie einen Vorgeschmack auf das bekommen, was die Profis im nächsten Oktober erwartet, indem Sie die European & Belgian Gravel Route Brabantse Wouden fahren, die fast vollständig der Rennstrecke der European & Belgian Gravel Championships 2023 folgt. Diese 77 km und 710 hm lange Strecke, von denen 44 km unbefestigt sind, beginnt am Zoet Water in Oud-Heverlee. Wenn Sie dann auf den Geschmack gekommen sind, warten auch die Geuze Gravelroute, die Cornet Gravelroute, Dwars door het Hageland und die Dijleland Gravelroute auf Sie. Keine der Routen ist ausgeschildert, aber die GPX-Dateien und alle anderen Informationen finden Sie unter www.toerismevlaamsbrabant.be/thema/cycling/gravelroutes.
Die allererste Weltmeisterschaft 2022
Der Start der ersten Weltmeisterschaft im Jahr 2022 war in Vicenza. Über Padua fuhren die Fahrer auf einer fast flachen Strecke in die Zielstadt Cittadella, wo noch zwei Lokalrunden zu absolvieren waren. Mit Mathieu van der Poel, Peter Sagan, Greg Van Avermaet, Gianni Vermeersch und Zdenek Stybar am Start, waren viele bekannte Straßenfahrer am Start. Unser Landsmann Gianni Vermeersch krönte sich am 8. Oktober 2022 vor dem Italiener Daniel Oss zum ersten Schotter-Weltmeister aller Zeiten. Mathieu van der Poel komplettierte das Podium.
Die erste offizielle Runde der UCI Gravel World Series in Belgien
Eine offizielle Runde der UCI Gravel World Series, das Houffa Gravel, wurde am 27. August 2022 in Houffalize zum ersten Mal in unserem Land ausgetragen. Diese Läufe werden ausgetragen, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Sieger dieses Rennens war der Niederländer Jasper Ockeloen. In Anbetracht des Zeitpunkts dieses Rennens war noch viel Straßenrennen im Gange, es waren kaum bekannte Fahrer am Start.
Erster Test bei einem Schotterrennen für Wout van Aert
Nach der Tour de France und den Weltmeisterschaften in Glasgow hatte Wout van Aert eine Ruhepause eingelegt. Doch in Vorbereitung auf die zweite Schotter-Weltmeisterschaft in Italien wollte er noch ein richtiges Schotterrennen ausprobieren. Für seine Taufe wählte er die zweite Auflage des Houffa Gravel von 110 km, von denen 75 % unbefestigt sind, mit 1430 hm am vergangenen 24. August. Dass diese Art von Rennen immer beliebter wird, zeigt auch das Teilnehmerfeld, in dem eine Reihe von (ehemaligen) Profis wie Niki Terpstra, Jan Bakelants, Daan Soete, Petr Vakoc, Ryan Kamp, Joris Nieuwenhuis, Piotr Havik, Johnny Hoogerland und Ivar Slik vertreten waren. Obwohl Wout behauptete, er sei noch nicht in Topform, rollte er die Konkurrenz komplett auf. Mit einem satten Vorsprung von 9 Minuten gewann er vor Daan Soete und Paul Voss. Das nächste Houffa Gravel findet am 24. August statt.
Eine weitere Gravel-Weltmeisterschaft in Venetien
Die zweite Weltmeisterschaft fand in der gleichen Region wie im letzten Jahr statt. Allerdings wurde nun eine völlig andere und viel härtere Strecke an den mit Weinbergen bedeckten Hängen gewählt. Startort war der Lago Le Bandie, den wir noch von der Cyclocross-Weltmeisterschaft 2008 in Erinnerung haben. Dort wurde Lars Boom Weltmeister bei der Elite und Niels Albert bei den Unterlegenen. Das Ziel des Schotterrennens war in Pieve di Soligo nach 169 km und 1890 hm. Auf dem Weg dorthin warteten neun Steigungen mit einer durchschnittlichen Steigung von 15,5 % und einer maximalen Steigung von 22 % auf die Fahrer.
Als einer der Favoriten kam Wout van Aert bei der ersten Passage im Ziel nach 123 km als Dritter durch. Zu der 64 Fahrer umfassenden Spitzengruppe gehörten Jan Bakelants, Matej Mohorič, Piotr Havik, Ide Schelling, Quinten Hermans, Alejandro Valverde, Florian Vermeersch, Jasper Ockeloen, Coen Vermeltfoort und Laurens ten Dam. Nach einem Sturz und einem Reifenschaden verlor er mehr als neun Minuten und musste auf die Verfolgung gehen. Nach der Hälfte des Rennens war van Aert also schon hoffnungslos abgeschlagen.
An der zweiten Zielpassage 70 km vor dem Ziel waren nur noch drei Spitzenreiter übrig: unser Landsmann Florian Vermeersch, der Slowene Matej Mohorič und der Brite Connor Swift. Letzterer geht am schwersten Anstieg des Tages als Erster über Bord. Auch an den folgenden Anstiegen setzt Mohorič Vermeersch unter Druck, indem er seine exzellenten Abfahrtskünste ohne Angst und mit einer guten Portion Technik ausspielt. Etwa 18 km vor dem Ziel muss auch Vermeersch aufgeben. Zu allem Überfluss hat er wenig später auch noch Probleme mit der Kette, was den Rückstand nur noch vergrößert. Wenige Kilometer vor dem Ziel, bei einer Wende an einer Brücke, rutscht Mohorič aus. Aber wie van der Poel bei den Weltmeisterschaften in Glasgow steht er schnell wieder auf. Sein Vorsprung ist mehr als genug, um sich das dritte Regenbogentrikot seiner Karriere zu sichern, und das bei seinem allerersten Schotterrennen überhaupt. Florian Vermeersch wird Zweiter, Conner Swift Dritter. Sechster wird Quinten Hermans und Wout van Aert wird noch Achter. Der elfte Platz ist für den scheidenden Weltmeister Gianni Vermeersch reserviert. Unsere Landsleute haben gezeigt, dass sie genau wie beim Cyclocross auch auf Schotter gut zurechtkommen.
Die nächsten Weltmeisterschaften
Nach unserem Land geht es 2025 nach Nizza in Frankreich, 2026 nach Nannup in Australien und 2028 nach Akula in Saudi-Arabien. Im Jahr 2027 steht Schotter auf dem Programm der Super World Cycling Championship in der französischen Region Haute-Savoie.
Längere Verweildauer in Italien
Die dritte Auflage der Serenissima Gravel in Venetien fand fünf Tage nach der Weltmeisterschaft statt. Das bedeutete, dass eine Reihe von Weltmeisterschaft-Teilnehmern auch in Cittadella an den Start dieses 149 km langen Rennens gingen, von dem 96 km unbefestigt waren. Für die flache Strecke, die aus vier Runden à 37,3 km mit einer Offroad-Strecke von 15 km entlang des Flusses Brenta bestand, hatten unter anderem vier WorldTour-Teams gemeldet. Mit bekannten Namen wie unseren Landsleuten Gianni Vermeersch (ehemaliger Weltmeister 2022), Florian Vermeersch (Vize-Weltmeister 2023), Quinten Hermans, Brent Van Moer, Milan Menten und Jonas Rickaert.
Es wurde ein richtiges Müllrennen. In der letzten Runde blieben sieben Fahrer übrig, die eine Chance auf den Sieg hatten. Dies waren Gianni und Florian Vermeersch, Filippo Fiorelli, Simone Velasco, Fredrik Dversnes, Matis Louvel und Anthony Delaplace. Am Ende konnten beide Vermeerschs auf der Via Roma um den Sieg sprinten, wobei sich Florian vor seinem Namensvetter Gianni durchsetzte. Für den Lotto Dstny-Fahrer war es der erste Sieg im Jahr 2023. Der Norweger Fredrik Dversnes von Uno-X, der sein erstes Schotterrennen fuhr, wurde Dritter.
Tour de France setzt auch auf Gravel
Die Tour de France Femmes 2022 hatte auf der 4. Etappe (126,8 km) von Troyes nach Bar-sur-Aube mit vier ‘chemins blancs’ (12,9 km) die erste. Die Männer mussten zwei weitere Jahre darauf warten. Aber 2024, für sie in der gleichen Region, enthält die 9. Etappe von Troyes nach Troyes (199 km) sogar 14 unbefestigte Streckenabschnitte (32 km) auf der Strecke. Darunter sind einige, die wir bereits von den Damen kennen. Auf jeden Fall gibt es auf dieser Etappe Möglichkeiten für die Schotterspezialisten.
Ein neuer Spielplatz
Neben dem Cyclocross und dem Mountainbike haben die Rennradfahrer eine neue Spielwiese entdeckt: das Schotterradeln. Die unbefestigten Straßen, die sich durch schöne Landschaften schlängeln, bieten den Zuschauern spektakuläre Bilder. Leider werden wir aufgrund des vollen Straßenkalenders die echten Spitzenfahrer im Schotterradsport nur bei den Meisterschaften sehen. Aber zumindest können wir uns nächstes Jahr auf etwas Neues freuen.
Text: Rens Klaasse