VIELEN DANK AN REMCO EVENEPOEL! DU HAST UNS WIEDER AUF DIE TOUR DE FRANCE-KARTE GEBRACHT!

Eine großartige Tour de France haben wir gerade hinter uns. Die Meisterschaft von Tadej Pogačar war großartig, sehr großartig sogar, und sie wirft für viele die Frage auf, von wem und wann er jemals wieder bei der Tour zu bändigen sein wird.

Dass dieser Tadej viel besser ist als die der letzten beiden Jahre – und auch die von vor drei und vier Jahren – steht außer Zweifel. Aber dass der Vingegaard, gegen den er antrat, ganz und gar nicht der Vingegaard der letzten beiden Jahre war, ist ebenfalls unbestritten. Der Unterschied war jedoch sehr groß und es scheint, so die Meinung vieler, dass es in naher Zukunft kein Maß mehr für die Dominanz des Slowenen geben wird.

Aber liegt nicht ein Teil des Grundes für diesen ach so starken Pogačar in der Tatsache, dass auch im letzten Jahr der Unterschied so groß war – damals war Vingegaard in der Endabrechnung 7’29“ schneller als Pogačar. Ist es das, was Tadej brauchte, um noch mehr und besser zu trainieren und die Saison besser zu planen, was ihn jetzt so stark werden ließ? Der Däne war ohne Frage gut, aber wie wir in unserer Vorschau geschrieben haben, ist gut sein überhaupt nicht gut genug gegen einen Pogačar in Superform. Aber auch ein Vingegaard mit perfekter Vorbereitung wird 2025 noch stärker sein als in seinem Bauernjahr 2023. Und dann wollen wir sehen, wie das Ergebnis dann ausfallen wird.

© A.S.O. Billy Ceusters
© A.S.O. Charly Lopez

Remco könnte eines Tages die Lücke schließen!

Auch Remco Evenepoel hat Großes gezeigt. Ja, es ist wahr, … zwischen ihm und den beiden Tenören besteht noch ein großer Unterschied. Aber er ist immer noch der jüngste der drei. Deshalb hat er noch den größten Spielraum. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Grundlage des Radsports die Ausdauer ist. Und im Laufe der Geschichte nahm diese Ausdauer mit den Jahren des Trainings zu, das die Fahrer absolvierten. Dass einige Fahrer dieser Generation mit anderen/besseren Genen gesegnet sind als Fahrer früherer Generationen, ist mehr als offensichtlich. Aber die Grundlage bleibt, dass diese besseren Gene trainierbar sind und dass es Zeit braucht, um das Beste aus diesen außergewöhnlichen Genen herauszuholen.

Dass Remco noch nicht auf seinem Höhepunkt ist, hat vier verschiedene Gründe:

1. Er hat viel später mit dem Radsport begonnen als seine Konkurrenten, und deshalb ist seine Basis noch nicht so groß und breit angelegt.

2. Remco hat durch seinen schrecklichen Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt am 15. August 2020 fast ein halbes Jahr mehr Zeit/Training verloren – zusätzlich zu dem hier erwähnten Punkt 1. Mit anderen Worten: eine weitere verlorene Zeit, um die Basis zu verbreitern.

3. Remco ist 14 Monate jünger als Tadej! Schauen Sie sich nur an, was für einen Niveauunterschied Tadej gegenüber 2023 verzeichnet hatte. Außerdem ist Remco mehr als drei Jahre jünger als Vingegaard. Schauen Sie sich an, wie hoch Vingegaards Niveau vor drei Jahren war (2021). Vergleichen Sie es mit dem von 2022, 2023 und 2024.

4. Sowohl Vingegaard als auch Pogačar waren immer in der Lage, ihre Karriere zu planen und ohne allzu großen Druck/Kritik seitens der Presse und der öffentlichen Meinung voranzukommen. Remco wurde/ist in seinem total radsportverrückten Belgien nie allein gelassen. Weder von der Presse noch von der öffentlichen Meinung, die entweder zu euphorisch oder zu rücksichtslos in ihren Kommentaren ist. Remco mag ein hartes Polster haben, aber so wie wir ihn sehen, befindet sich unter diesem Polster ein Lebkuchenherz, das manchmal Angst hat, den Erwartungen nicht gerecht zu werden und auch sehr traurig ist, so viele negative Kommentare von (hauptsächlich) Landsleuten zu hören/lesen.

© A.S.O. Billy Ceusters

Deshalb wagen wir zu schreiben, dass Remco Evenepoel, wenn er vom großen Pech verschont bleibt, wenn wir ihn alle in Ruhe lassen, wenn er selbst geduldig ist und wenig Druck von außen ausgeübt wird, eines Tages der nächste belgische Toursieger werden wird. Doch die Kritiker in den sozialen Medien, die Remco bei seinem Tour-Debüt mundtot gemacht haben, werden in solchen Worten einen neuen Antrieb finden, ihn zu verhöhnen. Möge dies ein weiterer Antrieb für Remco sein, eines Tages auch die verbliebenen Kritiker endgültig zu demaskieren.

"Remco mag eine harte Schale haben, aber darunter steckt ein Lebkuchenherz"

Bevor ich diesen Artikel abschließe, google ich noch schnell den Namen von Remco Evenepoel und schon sehe ich wieder Kommentare in der Presse, die meiner bescheidenen Meinung nach nicht sein müssen. Die eine Presse schreibt, dass er sich nicht voll und ganz der Runden-/Bergarbeit widmen soll und dass er das behalten soll, was er hat – sprich: seine Zeitfahrfähigkeiten. An anderer Stelle lesen wir dann, dass Pogačar mit seiner Vorbereitung und seinem Training schon 2025 die Chance haben könnte, die Tour zu gewinnen. Doch lassen wir ihn ruhig das tun, woran er selbst glaubt. Hören Sie auf, diese (vielleicht gut gemeinten) Ratschläge über die Presse zu erteilen und hören Sie mit den endlosen Spekulationen auf. Gibt es denn wirklich nichts anderes zu schreiben? Wüssten die Entourage, die Trainer, die Mannschaft und Remco selbst nicht besser, was zu tun und zu lassen ist?…. Wir denken schon!

A.S.O. Charly Lopez

Stolz und Dankbarkeit ist das Einzige, was hier angebracht ist

Als belgisches Radsportmagazin sind wir einfach glücklich und stolz auf das, was Remco geleistet hat!

Genauso wie wir uns freuen, wenn Victor, Wout, Arnaud, Jasper & Jasper und all die anderen Belgier eine tolle Leistung erbringen. Wir sind ein Radsportland und dazu gehört es, die Helden des Radsports zu ehren.

Kritik ist erlaubt, Fragen können gestellt werden, Wahrheiten können gesagt werden, aber Respekt und Würde sollten in allen Kommentaren zu spüren sein.

Deshalb sagen wir jetzt: Danke Remco, dass du Belgien wirklich wieder auf die Tour de France Landkarte gebracht hast! Und… ob du nun schon ein Kandidat für den Sieg im nächsten Jahr bist oder nicht, das spielt keine Rolle. Nimm dir Zeit und ergreife die Gelegenheit, wenn sie sich dir bietet, um eines Tages auch auf dem obersten Treppchen zu stehen!

Text: Patrick Van Gansen

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