BERNARD HINAULT – BRETON KEIKOP GETRIEBEN VON DEM WILLEN, DER BESTE ALLER ZEITEN ZU SEIN
Vorname: Bernard
Nachname: Hinault
Nationalität: Frankreich
Alter: 69 Jahre alt
Geburtsdatum: 14-11-1954
Geburtsort: Yffiniac (Bretagne), Frankreich
Wenn wir Bernard Hinaults Bilanz bis zu seinem 24. Geburtstag auswerten, liegt er auf dem geteilten fünften Platz (mit Peter Sagan) in der Allzeit-Rangliste, aber wenn wir seine Bilanz am Ende seiner Karriere betrachten, steht Hinault derzeit definitiv auf dem Podium. Viele halten ihn für den Größten aller Zeiten nach Merckx. Und… unserer Meinung nach ist das zu Recht so!
Es war sogar eine treibende Kraft für Hinault, den Belgier vom Thron des Größten aller Zeiten zu stoßen. Dennoch hatte Hinault bis zu seinem 24. Geburtstag viel weniger Punkte als Remco Evenepoel (105 gegenüber 155). Danach blieb Hinault noch eine ganze Weile in dieser Position. Wo Evenepoel am Ende landet, steht noch in den Sternen. Was Hinault schließlich erreichte, steht längst mit goldenen Buchstaben und vielen Ausrufezeichen in den Geschichtsbüchern.
Hinault ist zweifelsohne einer der stärksten und vielseitigsten Fahrer der Geschichte. Er war der beste Zeitfahrer seiner Generation, gehörte zu den Besten am Berg und konnte manchmal sogar die Spezialisten im Massensprint schlagen. Mit fünf Tour-de-France-Siegen, drei Giro-Siegen und zwei Vuelta-Siegen ist er mit seinen 10 Grand-Tour-Siegen der zweitgrößte Tour-Fahrer der Geschichte. Mit 29 Etappensiegen bei der Tour, sieben bei der Vuelta und sechs beim Giro d’ Italia brachte er es auf insgesamt 42 Etappensiege. Außerdem wurde er Straßenweltmeister. Mit weiteren 2 x Lüttich-Bastogne-Lüttich, 2 x Lombardei-Rundfahrt, 1 x Paris-Roubaix, 2 x Flèche Wallonne, 1 x Amstel Gold Race, 1 x Gent-Wevelgem und insgesamt 146 UCI-Siegen verfügt er über eine der größten Erfolgsbilanzen aller Zeiten.
Beeindruckend! Hut ab!
Le Blaireau
Hinaults Spitzname war ‘Le Blaireau’, was übersetzt ‘Der Dachs’ bedeutet. Dachse sind Vielfraße, und Hinault war im Radsport ganz sicher einer. Deshalb wurde er auch der Vielfraß des Rennens genannt. Aber eigentlich war das nicht die Absicht der Franzosen, als der Spitzname erfunden wurde. Mit ‘Le Blaireau’ meinten sie eigentlich, dass er ein mürrisches/griesgrämiges Wesen hatte. Dachse grunzen viel, und genau das tat auch Hinault regelmäßig, um für sich und das Peloton einzustehen.
Le Blaireau bedeutet aber auch Rasierpinsel, denn ein echter Rasierpinsel wird aus Dachshaar hergestellt. Das brachte den Namen mit dem Schweißband in Verbindung, das Hinault zu Beginn seiner Karriere um den Kopf trug, so dass sein Haar wie ein Rasierpinsel hervorstach. Schließlich stellte sich heraus, dass Michel Le Denmat, ein bretonischer Reiter, mit dem Hinault manchmal Trainingsfahrten unternahm, der Erfinder des Spitznamens war. Er sah, dass Hinault wie der Dachs seine Beute nie losließ und einen enormen Siegeswillen hatte.
Er hasste Kopfsteinpflaster
Hinault hasste Kopfsteinpflaster ganz entschieden. So weigerte er sich zum Beispiel, an der Flandern-Rundfahrt teilzunehmen, weil er den Koppenberg, den er nach seiner Bekanntschaft mit ihm bei der Ausgabe 1978 als “reine Streckenschummelei” bezeichnete, nicht kannte. “Solange der Koppenberg auf der Strecke ist, werden Sie mich nicht mehr am Start sehen”, sagte der Bretone. Damals war der Koppenberg noch ganz anders als heute, und außerdem war das damals verfügbare Material überhaupt nicht mit dem heutigen zu vergleichen. Auch zu Paris-Roubaix hatte er eine klare Meinung. “Ein Fahrer, der die Tour de France gewinnen kann, hat nichts mit der Sensation von Paris-Roubaix zu tun”, sagte De Das immer wieder. Bis er schließlich doch einmal teilnahm und auf Anhieb den Sieg errang. Ein Sieg, der durch das Adrenalin der Abscheu auf dem Kopfsteinpflaster errungen wurde, der aber seine Meinung über diese Art von Rennen nie ändern würde. Nennen Sie es ruhig Hinault in voller….
Neige-Bastogne-Neige
Am Sonntag, dem 20. April 1980, fand die 66. Auflage von Lüttich-Bastogne-Lüttich unter den unvorstellbarsten Winterbedingungen statt. Von den 174 gestarteten Fahrern erreichten nur 21 das Ziel. Bei dieser Ausgabe wurde der Name Lüttich-Bastogne-Lüttich bald in neige-Bastogne-neige (neige ist das französische Wort für Schnee) umbenannt und ging als eines der härtesten Rennen aller Zeiten in die Geschichte ein. Hier zeigte Bernard Hinault seine unverfälschte Klasse und vor allem seinen bretonischen Eigensinn. Sein Bestreben, Merckx vom Thron des Größten aller Zeiten zu stoßen, machte ihn zu einem Biest.
Beim Start in Lüttich wurden die Fahrer bereits von Schneeschauern empfangen. Nach dem Start verwandelte sich der Niederschlag in einen regelrechten Schneesturm. Nach 70 km hatte bereits die Hälfte des Pelotons aufgegeben. Rudy Pevenage griff in Houffalize an und hatte auf dem Stockeu mehr als zwei Minuten Vorsprung. An der Côte de la Haute-Levée wurde der Ausreißer Rudy Pevenage jedoch von einem entfesselten Bernard Hinault eingeholt. 77 km vor dem Ziel ließ Hinault auch Pevenage stehen – Pevenage kam nicht ins Ziel – und der Franzose fuhr allein in die Schlucht. Fast 10 Minuten später kamen Hennie Kuiper und Ronny Claes an.
Hinault hatte sich Erfrierungen an den Fingern zugezogen und leidet noch immer darunter. Diese Lüttich – Bastogne – Lüttich wurde von Hinault auch als Ursache für spätere Knieprobleme ausgemacht. Wenn er zu lange in der Kälte einen großen Widerstand geleistet hätte, hätten seine Knie zu sehr gelitten, so dass er die diesjährige Tour mit einer Sehnenscheidenentzündung aufgeben musste.
Ergebnisse von neige – Bastogne – neige 1980:
1. Bernard Hinault
2. Hennie Kuiper mit 9’24”.
3. Ronny Claes bei 9’24”
4. Fons De Wolf mit 10’34”
Auf jeden Fall ist Bernard Hinault ein Fahrer und eine Persönlichkeit, die man nie vergessen wird.
Patrick Van Gansen