MONT VENTOUX – EINE SCHWERE HERAUSFORDERUNG … EINE WAHRE SCHÖNHEIT … EIN ECHTER MYTHOS!

Wenn man als Radfahrer den Namen Mont Ventoux hört, beginnt sofort das Adrenalin durch die Adern zu strömen. Der Kahle Berg – so wird der Ventoux wegen seiner kahlen, baumlosen und mondähnlichen Landschaft auch genannt – ist mehr als nur eine ikonische Bergfahrt. Er ist eine echte Legende in der Welt des Radsports.

Die Profile der Anstiege sprechen für sich, aber dazu kommen noch der unvorhersehbare Wind und die manchmal extremen Temperaturen, die es noch schwieriger machen. Und dann sind da noch die heroischen Kämpfe, die im Laufe der Geschichte der Tour de France an den Flanken des Riesen der Provence ausgetragen wurden. Radsportgeschichte, die keinen Radsportfan unberührt lässt. Gründe genug also, warum dieser Berg zu einem „Muss” für jeden Radtouristen geworden ist.

Eine einzigartige Landschaft, geformt von der Kraft der Mutter Erde

Der Mont Ventoux ist von weitem und aus einem 360°-Kreis in seiner ganzen Pracht zu sehen. Beeindruckend, egal von welchem Punkt des Kreises um den Berg man ihn betrachtet. Der aus eisiger Kälte zerklüftete Kalksteinberg hat eine Höhe von 1.909 Metern, ist etwa 15 km breit und erstreckt sich von Ost nach West über eine Länge von 25 km. Der Ursprung des Mont Ventoux liegt laut Wissenschaft in der Ablagerung von Kalksteinschichten auf dem Grund des flachen Meeres, das das Gebiet im Mesozoikum-Kreidezeitalter bedeckte. Über Millionen von Jahren bildeten sich Kalksteinschichten durch die Ansammlung von Meereslebewesen wie Korallen und Muscheln, deren Skelette und Schalen aus Kalziumkarbonat bestehen.

„Quand le Ventoux porte son chapeau, il pleuvra bientôt”

Im Laufe des Känozoikums – vor etwa 66 Millionen Jahren – setzte sich dieser Prozess fort. Enorme tektonische Kräfte führten zur Entstehung der Alpen und sorgten dafür, dass diese Schichten gefaltet und aus dem Wasser gehoben wurden. So entstand der Mont Ventoux in seiner heutigen Form. Diese geologischen Prozesse sind also Hunderte von Millionen Jahre alt, aber es wird geschätzt, dass die letzten Hebungen, durch die der Berg schließlich zu dem wurde, was er heute ist, in den letzten 5 Millionen Jahren stattfanden. In der jüngeren Geschichte sehen wir, dass der Ventoux durch die Abholzung (die im 12. Jahrhundert begann) zu einem kahlen Steinhaufen geworden war. Ende des 19. Jahrhunderts begann die Wiederaufforstung. Der Ventoux wurde mit Arten wie Weicheiche, Steineiche, Schwarzkiefer, Lärche, Atlaszeder, Buche und Seekiefer (eine Nadelbaumart) neu bepflanzt.

Neben der Wiederherstellung der Natur ist dies auch ein Segen für die vielen Radsportfans. Stellen Sie sich vor, dieser Aufstieg vom Fuß des Berges in der prallen Sonne und im Wind auf dem Programm stünde. Ein Hoch auf den kleinen Schatten, durch den wir jetzt radeln können!

Berg des Wetters und des Windes

Der Mont Ventoux wird wegen der extremen Windverhältnisse, die oft am Gipfel herrschen, auch „Berg des Windes” genannt. Der Name „Ventoux” selbst leitet sich vom Wort „vent” ab, was auf Französisch „Wind” bedeutet. Aber man kann ihn getrost „Berg des Wetters und des Windes” nennen, denn es ist nicht nur der Wind, der um diesen imposanten Gipfel spielt. Extreme Temperaturen mit heißen Sommern und kalten Wintern sowie Wind das ganze Jahr über lehren jeden Menschen, dass die Natur über alles herrscht. So gibt es auch den Spruch: „Wenn der Ventoux seinen Hut trägt, wird es bald regnen”. Wenn man also von unten den Gipfel in den Wolken sieht, kann man später auch mit Regen rund um den Berg rechnen.

„Es lebe der kleine Schatten, in dem wir jetzt weiterfahren können!“

Der Mistral

Als Radfahrer interessiert dich jedoch vor allem der Wind, wenn du eine solche Steigung in Angriff nehmen willst. Warum ist der Wind auf dem Mont Ventoux so berüchtigt? Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Meteorologischer Einfluss und seine einzigartige Lage
  • Der Mont Ventoux liegt an einem Ort, an dem verschiedene Luftströmungen aufeinandertreffen. Vor allem wenn der Mistral – ein starker, kalter Wind, der aus dem Norden durch das Rhône-Tal weht – vorbeirauscht, ist es auf dem Gipfel des Mont Ventoux gefährlich, da er als einziger hoher Berg in der weiten Umgebung isoliert in der Landschaft steht. Es gibt eigentlich keine anderen Berge, die den Wind abhalten oder abschwächen könnten. Dadurch kann der Wind ungehindert über das offene Gelände wehen und an Stärke gewinnen.
  • Wenn es windig ist, erreicht der Wind gefährlich hohe Geschwindigkeiten
  • Auf dem Gipfel des Berges erreichen die Windböen Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h. Das macht den Wind auf dem Ventoux extrem und gefährlich, vor allem für Radfahrer. Informieren Sie sich daher immer über die Wetterbedingungen, bevor Sie sich der Herausforderung stellen!
  • Kahler Gipfel
  • Der Gipfel des Mont Ventoux – die letzten 5 bis 6 Kilometer des Aufstiegs – ist völlig kahl, sodass Sie dem Wind völlig ausgesetzt sind. Ein mäßiger Wind fühlt sich daher schon stark an, vor allem nach all den Anstrengungen, die Sie bereits hinter sich haben, bevor Sie den Gipfel erreichen.

In der Region um den Ventoux weht regelmäßig der Mistral! Vor allem im Winter und Frühjahr ist er mehrmals im Monat aktiv, aber auch im Sommer kann dieses Wetterphänomen auftreten. Neben dem Mistral ist auch der aus der Sahara kommende Sirocco ein unwillkommener Gast auf dem kahlen Berg. Der Scirocco bringt gelegentlich warme, trockene Luft und sogar Sand in die Region, und dann steht der Ventoux natürlich wieder mitten im Sturm. Dennoch ist es vor allem der Mistral, der die Windverhältnisse auf dem Mont Ventoux dominiert und damit das raue Wetter auf dem mythischen Berg maßgeblich bestimmt.

„Die Windböen erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h.”

Nehmen Sie die Herausforderung an!

Es gibt drei Routen, um den Mont Ventoux zu besteigen:

Die Besteigung von Bédoin – Mont Ventoux – Südseite

295–1909 m | Höhenunterschied 1614 m | Länge 21,5 km | durchschnittlich 7,51 %

Von Bédoin aus ist die Besteigung des Ventoux am anspruchsvollsten. Bédoin ist ein malerisches Dorf inmitten von Weinbergen auf 295 m Höhe südwestlich des Mont Ventoux. Über die D 974 radeln Sie vom Dorf bis zum Gipfel. Die D 974 wurde 1882 angelegt und eröffnet, als mit dem Bau der meteorologischen Beobachtungsstation auf dem Gipfel des kahlen Berges begonnen wurde.

Der Brunnen in Bédoin wird von Radsporttouristen in der Regel als Ausgangspunkt für die Besteigung gewählt. Andere entscheiden sich für die etwas weiter entfernte Linie, die über die Straße gezogen ist, aber dann beginnt man schon langsam mit dem Anstieg. Der gesamte Anstieg vom Brunnen bis zum Gipfel ist 21,5 Kilometer lang.

Die durchschnittliche Aufstiegszeit beträgt etwa 2 Stunden und 20 Minuten. Die schnellste Zeit in der EPO-Ära wurde von Iban Mayo mit 55″51′ erzielt, aber etwas lässt uns vermuten, dass diese Zeit im Jahr 2025 von den aktuellen Spitzenreitern – also Tadej Pogačar und/oder Jonas Vingegaard – aus den Tabellen gefahren werden wird.

Profil und Strecke

Von Bedoin aus liegt die Steigung in den ersten fünf Kilometern nicht über 5,5 %, aber dann wird es mörderisch, denn die nächsten acht Kilometer klettert man mit Steigungen zwischen 8 und 13,3 % (steilste 100 Meter). In diesem Abschnitt geht es ums Überleben und man hat nirgendwo die Möglichkeit, sich zu erholen, es ist eine echte Tortur. Auf den letzten 7 Kilometern sinken die Steigungen (zwischen 5 und 8,5 %). Aber natürlich gibt es kurz vor dem Gipfel noch eine letzte Prüfung mit mehr als 11 % – 10 % auf dem letzten Kilometer – um die Kurve zu sehen.

Der Aufstieg von Malaucène – Mont Ventoux – Nordseite

327-1909 m | Höhenunterschied 1582 m | Länge 21,2 km | durchschnittlich 7,46 %

Auch Malaucène ist ein hübsches provenzalisches Dorf an der Nordseite des Ventoux auf 330 m Höhe.

Rund um das Dorf gibt es überall Weinberge und Olivenhaine, und neben Kirschen und Aprikosen wird auch Spargel angebaut.

Das Profil des Anstiegs von Malaucène unterscheidet sich völlig von dem des Anstiegs von Bédoin. Nach zwei Kilometern muss man bereits Steigungen von mehr als 10 % bewältigen. Dann sinken die durchschnittlichen Steigungen auf 5-6 %, um auf halber Strecke drei Kilometer lang eine durchschnittliche Steigung von 10,5 % zu erreichen. Mit einigen leichteren Abschnitten – sogar einigen falschen Flachstellen – und in den letzten Kilometern einigen kurzen, aber schweren Passagen mit 11 und 12 % ist dieser Anstieg unregelmäßiger als der von Bédoin. Unserer Meinung nach sind beide Anstiege in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad fast gleich, aber sie sind einfach anders. Auch die Erfahrung ist anders, denn während der Anstieg von Bédoin zum Chalet Reynard über eine schmale Straße mit vielen scharfen Kurven führt, handelt es sich hier um eine breite Straße mit einem schönen Radstreifen am Rand.

Der Anstieg von Sault

Mont Ventoux – Ostseite

765-1909 m | Höhenunterschied 1144 / Höhenmeter 1220 m | Länge 25,9 km | 4,7 %

Sault liegt mit 765 Metern deutlich höher als die beiden anderen Orte, von denen aus der Ventoux bestiegen werden kann. Das Dorf liegt östlich des Ventoux und ist bekannt für seine wunderschönen Lavendelfelder und die beeindruckende Gorges de la Nesque, die in der Nähe beginnt – oder endet, je nachdem, in welche Richtung man fährt. Die Umgebung von Sault ist berühmt für ihre Farben und Düfte. Die violetten Lavendelfelder, die gelben Kornfelder und die grünen Weinreben machen sie zu einem sommerlichen Schauspiel, das es so nirgendwo sonst auf der Welt zu bewundern gibt. Allein schon deswegen sollte jeder Radfahrer die einfachste Besteigung des Mont Ventoux auf seine „To-do-Liste” setzen.

Der Aufstieg ist mit 25,9 km länger als die beiden anderen Seiten und der Höhenunterschied ist geringer. Von Sault aus geht es zunächst 700 Meter leicht bergab, dann beginnt der sanfte Anstieg, dessen Steigung nie über 6,4 % hinausgeht, bis Sie das Chalet Reynard mit einer durchschnittlichen Steigung von nur 4,7 % erreichen. Der Anstieg zwischen Sault und Chalet Reynard ist also wirklich als leicht zu bezeichnen, aber ab dort müssen die Beine der Kletterer in Ordnung sein, denn dann folgt man derselben Strecke wie beim Anstieg von Bédoin.

From Malaucène © ASO
From Sault © ASO
From Bédoin © ASO

Die drei Anstiege des Mont Ventoux an einem Tag

Die Bezwingung des Mont Ventoux über eine der drei Möglichkeiten ist für die meisten Radfahrer bereits eine enorme Herausforderung, aber es geht noch mehr.

Eine wirklich extreme Herausforderung ist es, alle drei Anstiege hintereinander zu bewältigen, der sogenannte „Cinglé du Mont Ventoux”. Der menschliche Ehrgeiz kennt keine Grenzen: Wenn es drei mögliche Anstiege gibt, warum dann nicht alle drei Anstiege des Mont Ventoux hintereinander bewältigen? Ist das etwas für Sie? Dann hält Sie nichts mehr zurück, denn von Belgien/den Niederlanden aus ist es gar nicht so weit. Eine ordentliche Fahrt mit dem Auto oder Wohnmobil, ein paar Tage Genuss und Anstrengung in der Provence und dann wieder zurück nach Hause… Wir würden sagen: Los geht’s!

Text und Bild: Patrick Van Gansen

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